Bernd Doll
Jahrgang 1948
Interview am 28.10.22 im Bus
O Wo wohnst Du?
In Lampenhain.
O Was ist Deine Motivation?
Aufgrund der Trägheit der Nahverkehrsmittel, die da nicht so
mitspielen, fand ich die Grund-Idee gut. Ich habe auch schon
andere Gemeinden verfolgt, die ähnliche Projekte betreiben.
Manche erlitten Schiffbruch. Ich habe im Schwarzwald ein solches
Modell kennen gelernt - und das fand ich sehr gut.
Allerdings etwas größer und mit mehr finanzieller
Unterstützung. Auch Plankstadt ist ein Erfolgsmodell - also nicht
alle gingen schief. Ich hoffe, dass unser Modell auch gut geht.
O Wie lange bist Du dabei?
Seit etwa Mitte 2022.
O Wie oft fährst Du den Bus?
Ich kann das einrichten - zweimal im Monat volle Tour. Und ich habe schon immer gesagt, wenn jeder zweimal im Monat fahren könnte, dann hätten wir keine Fahrer-Probleme. Verständlicherweise können das nicht alle so handhaben. Die Möglichkeit, auch einzelne Touren am Tag zu fahren ist zwar gut - es fehlt aber der Rhythmus. Wenn man so ins "Blaue" plant, fehlt mir die Beständigkeit.
O Wie ist dein Eindruck von den Fahrgästen?
Alle die kommen - leider viel zu wenig - sind dankbar, freundlich, nett. Gute Atmosphäre.
O Gab es schon Probleme? z.B. Lautstärke, Maske, Verhalten im Bus...
Absolut gar nicht, ich hatte noch nie Probleme.
O Was ist gut am Heilig-Express?
Dass es überhaupt so etwas gibt. Er fördert die Kommunikation unter den Ortsteilen, gerade auch vom Fahrer zu den Gästen. Man unterhält sich. Leider ist die Nutzungsfrequenz sehr dünn, aber die Situation ist beim ÖPNV auch nicht anders. Ein Fahrer erzählte mir, dass auch die großen Busse oft leer fahren.
O Was könnte man ändern/verbessern?
Da gibt es viele Möglichkeiten, es ist aber alles eine Frage der Kapazität. Man könnte beispielsweise das Liniennetz ausbauen.
Ich mache ein Beispiel bezogen auf Lampenhain. Wir haben hier zwei lange Querstraßen. "Im Grund" und "Oberdorfstraße/Dellenweg". Wenn jetzt jemand ganz oben wohnt und nicht gut zu Fuß ist, dann bringt dem die Haltestelle am alten Rathaus (Ortsmitte) gar nichts. Solche Probleme gibt es in anderen Ortsteilen auch. Das meine ich mit Netz verstärken - das würde auch in der Bevölkerung das ganze bewusster machen. Das würde auch heissen - mehr Haltestellen - so wie jetzt im Gewerbegebiet Vorderheubach. Eventuell klappt das ja auch noch mit dem Kohlhof. Das sind aber Wunschträume - denn noch fehlt uns die Kapazität an Fahrer*Innen.
O Was würdest Du einer Einwohnerin / einem Einwohner von Heiligkreuzsteinach sagen, warum sie / er Bus fahren soll?
Er ist kostenlos und es ist besser mit dem Bus als mit dem eigenen Auto zu fahren. Es ist einfach nachhaltiger und umweltverträglicher.
O Sollte der Bus öfter fahren bzw. an Veranstaltungen anpassen? (Beispielsweise Kirche, Kerwe oder Sportveranstaltungen)
Gute Idee, haben wir ja bei der Kerwe probiert, lief aber nicht so gut. Auch hier wieder - es fehlt uns die Personaldecke.
Ich glaube einfach, dass wir langfristig - also etwa 3-4 Jahre - auf dieser Basis das nicht durchhalten können. Die Ehrenamtlichkeit wird irgendwann erschöpft sein.
Da kommt die Frage auf, ob die Gemeinde nicht zwei Kräfte als Mini-Jobber einstellt, die permanent fahren können.
Oder man gründet einen Verein, wobei ich da Bedenken wegen den Haftungsfragen habe. Ich habe Erfahrungen als ehemaliger Vorsitzender des Schriesheimer Schwimmbad-Vereins.
O Ist es schwierig dabei zu bleiben, wenn man keine Gäste hat?
Das ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Der Eine spult das als Arbeitspensum ab, der Andere ist entspannt und betrachtet die Landschaft.
Ich persönlich plane den kompletten Tag für den Bürgerbus und sehe das fast als Erholung an.
O Kennst Du www.heilig-express.de?
Kenne ich nicht.
O Sonstiges
Auch wenn es manchmal frustrierend ist, alleine im Bus zu sein - einfach durchhalten, nicht verzagt sein. Es wird sich auf lange Sicht vielleicht doch durchsetzen.